Benin

Zwischen Tradition und Moderne

Cotonou: Nicht die Hauptstadt, aber das ökonomische Zentrum des Landes. Der Flug dauert von München via Paris etwa neun Stunden. Danach geht es mit dem Bus nochmal acht Stunden Richtung Norden.

„Dass wir uns für Benin entschieden haben, ist Zufall. Es hätte genauso gut Ghana oder Togo sein können. Heute bin ich sehr froh über unsere Wahl. Benin ist genau das richtige Land für unser Projekt. Die Menschen strecken ihre Fühler aus und sind zugleich mit ihrer Heimat fest verwurzelt. Tradition und Modere schließen sich aus ihrer Sicht nicht aus. Im Gegenteil. Die Beniner:innen sind sich vielmehr bewusst, dass sie nur von einer stabilen Wertebasis aus in eine neue Zukunft starten können: Wer sind wir, was zeichnet uns aus, was unterscheidet uns, was wollen, was müssen wir bewahren, um uns nicht selbst zu verlieren? Insofern verwundert es nicht, dass Benin inzwischen als Wiege des Voodoo gilt und sich junge Menschen mehr und mehr dazu bekennen.

Auf eigenen Beinen: Ausbilder:innen, Schüler:innen und Bewohner:innen aus dem Dorf.

Auf der Weltkarte spielt Benin keine Rolle. Investor:innen interessieren sich kaum für das rohstoffarme und exportschwache Land. Aus meiner Sicht ist das eine Chance. Das Land kann sich aus sich selbst heraus entwickeln, im eigenen Tempo, in aller Ruhe. Niemand zerrt, niemand weist allwissend den Weg.

Zugegeben, die Reise nach Natitingou ist etwas strapaziös. Und doch bin ich jedes Mal voller Vorfreude, wenn ich in Cotonou lande. Bevor ich in den Bus steige, kaufe ich beim Straßenhändler noch schnell Ananas und Papayas, die es im Norden je nach Jahreszeit nicht so üppig gibt – dafür Mangos und Frischkäse aus Kuhmilch. Mit jedem Kilometer nimmt das geschäftige Treiben und Gewusel ab. Kirchen verschwinden, Moscheen tauchen auf. Und man kommt mit den Mitreisenden mehr und mehr ins Gespräch. Ab und an treffe ich auf Tourist:innen, die den Nationalpark an der Grenze zu Burkina Faso besuchen wollen. Die Natur, die Tiere – imposant, keine Frage. Und doch sind es für mich die Menschen, die mich jedes Mal aufs Neue begeistern und mich an meiner Vision festhalten lassen.“ Rahmée Wetterich