
Bauliche Struktur und Funktion des Zentrums
Das Berufs- und Ausbildungszentrum ist in zwei Bereiche gegliedert, die unterschiedlichen Nutzungen dienen:
Arbeits- und Seminarbereich, sowie
Wohn- bzw. Appartementbereich
Im Näh- und Seminarbereich ergänzen sich die ausgewiesenen Funktionen Nähatelier, Laden, Seminar- und Aufenthaltsbereiche inklusive einer Küche zu einem vielseitig – auch veränderbar – zu nutzenden Raumkomplex.
Arbeiten, lernen, präsentieren und gemeinsames Verbringen von Pausen und freier Zeit verknüpfen sich zu einem lebendigen Miteinander. Gleichzeitig werden im Außenbereich Räume geschaffen, welche Rückzugsmöglichkeiten anbieten.
Alle Räume sind einfach in ihrem Aufbau, damit Nutzungsanpassungen, Zwischen- und Umnutzungen leicht vorgenommen werden können.
Auch im Wohnareal bietet die Konfiguration der Häuser sowohl die individuelle Rückzugsmöglichkeit als auch das gesellige Beisammensein in der offenen Küche und im lockeren Innenhof an.
Die Appartements können sowohl von ortsansässigen Nutzern des Zentrums als auch von externen Besuchern und Gästen gleichermaßen und wechselnd genutzt werden.
Die Bereiche des Nähateliers und des Wohnens sind über einen geteilten, offenen Platz miteinander verbunden und werden darüber erschlossen. Die Begegnung zwischen den Näher,-innen und den Gästen soll über die generell offene Struktur ermöglicht werden. Der Küchenbereich des Wohnareals liegt zentral und bietet die Möglichkeit des Austauschs mit den Näher,-innen. Die Sitzmöglichkeiten an den grünen Innenhöfen sollen ebenso als Begegnungsort der verschiedenen Akteure im Zentrum (Näher,-innen, Seminarveranstaltern und – teilnehmern, Kunden und Gästen) dienen.

Die Funktionen im Einzelnen
Arbeits- und Seminarbereich
Nähatelier mit Lager
Laden
Seminarräume
Küche und Aufenthalt
Lagerräume
Batterie- /Technikraum für PV-Anlage
halböffentlicher Innenhof
Sanitärbereich
Wohnbereich
8 Appartements
Wohnung Betreuer
Außenküche mit Lager
Wachmann Büro
privater Innenhof
Freibereiche
Beete, Klein-Landwirtschaftliche Flächen
Schattenbäume
Parkplätze
Zwei Übernacht-Parkplätze im Inneren des Areals

Konzeption des Areals
Konfiguration der einzelnen Gebäude in offenen Clustern
• schrittweise Zonierung zwischen öffentlich, halböffentlich und privat bis Individual-Rückzug
• hohes Aneignungspotential durch individuelle Inbesitznahme bzw. frei definierbaren Nutzungen und
Nutzungsatmosphären
• klar begrenzte Gesamteinheit, gleichzeitig differenzierte Bereiche
• schützende Umgrenzung des Grundstücks (Mauer, Zaun) aber gleichzeitig auch semitransparente Öffnung nach
außen mit kontrollierten Einblicken nach innen.

Konzeption der Gebäude
Alle Gebäude sind in gleicher, einfacher und leistungsfähiger Struktur aufgebaut.
• definierte Nutzungszuweisung
• gleichzeitig leichte Umnutzung möglich da nutzungsoffen
• einheitliche Struktur für sichtbares “Markenbild”

Energetische Konzeption
• Schwere, temperaturausgleichende Materialien
• leichte Dachkonstruktion mit geringer Wärmeaufnahme
• hinterlüftete Schattendächer für guten Wärmeabzug
• einfache Hahn-Lamellen Fenster zur intensiven Querlüftung
• offene, beschattete Innenhofflächen und Aufenthaltspergolen, die durch die Begrünung ein behagliches Mikroklima
generieren
• Schattenfilter an den Dachrändern nach Anforderung der Sonnenstudie und Verschattungsanalyse um solare
Einstrahlung von den Außenwänden fernzuhalten

Konstruktion und Materialien
Alle verwendeten Konstruktionen und Materialen sind ausgewählt nach der Möglichkeit des lokalen Handwerks und verfügbarer Materialien.
• Unterstützung lokaler Bautraditionen
• Initiierung bzw. Unterstützung des lokalen Handwerks
• Stützung heimischer Wirtschaft durch Verwendung lokal verfügbarer bzw. lokal herstellbarer Materialien
Bodenplatten
Beton, mit natürlichen Pigmenten eingefärbt und abgescheibt. FFB innen ist 15cm höher als FFB Plateau (außen) um den Eintrag von Wasser in der Regenzeit zu minimieren.
Fundamente/ Sockel
aus grob behauenem Quarzitstein. Innerseitig mit Bodenplatte verbunden, um aufsteigende Feuchtigkeit zu vermeiden
Plateau
Das Plateau umgibt die Baukörper nach Bedarf (vergleiche Grundrisszeichnung). Es ist ca. 30cm höher als das umliegende Gelände (abhängig von der Topographie). Der Höhensprung wird analog zum Wandfundament aus grob behauenem Quarzitstein hergestellt. Den Belag bilden polygonal-behauene Quarzitplatten.
Wände
Lateritsteine in lokaler Fertigung mit Material vom Nachbargrundstück.
30cm dick, Lichte Raumhöhe bis UK Betonträger Staubdecke von 3m Innerseitig verputzt. Putzart und Farbe muss noch definiert werden. Lange Wände müssen mit Stahl-Beton-Stützen verstärkt werden, da sie ansonsten zu weich sind und sich biegen können. Ein Ringanker als oberer Wandabschluss wird zum Anschluss der Staubdecke sowie als Auflager der Dachkonstruktion ausgebildet.
Dach Var. 1
Pultdach mit 5° Dachneigung. Hauptträger als dreidimensionales Stab-Raumfachwerk aus geschweißten Wasserleitungen, roh. Die Rohre überlappen sich an den Knotenpunkten und werden seitlich miteinander verschweißt. Das Stab-Raumfachwerk wird durch einbetonierte Stahlrohre als Ausgleichs- und Montaghilfe mit dem Ringanker verbunden. Unterkonstruktion der Sinus- /Trapezblecheindeckung (Farbe noch zu bemustern) aus Vierkantstahlrohren. Mögliche Stützen aus zwei mittels Stegblechen miteinander gekoppelten Stahlrundrohren, Ø je ca. 60mm (nach statischer Erfordernis).
Staubdecke Var. 1
Stahlbetonträger spannen über die kurze Seite des Gebäudes und dienen als Auflager für eine Ausfachung. Diese wird durch vor Ort gegossene Betonschalenelemente erzeugt.
Verschattung Var. 1
Essentiell für das klimatischen Konzept ist die Verschattung der Wandflächen. Dies wird durch große Dachüberstände erreicht. An (Süd-)Ost und (Süd-)West-Seite werden an den Traufen vertikale Verschattungselemente angebracht, um die solare Einstrahlung von den Außenwänden fernzuhalten. Diese können als Eigenleistung mittels Stoffen oder Hölzern hergestellt werden.
Dach Var. 2
(Asymmetrisches) Satteldach mit variabler Neigung. Die Unterkonstruktion wird, analog zu Var. 1, aus Rohren geschweißt. Eindeckungen sind mit Sinus- /Trapezblechen realisierbar. Die Staubdecke ist analog zu Variante 1 zu gestalten. Die Verschattung ist analog zu Variante 1 zu realisieren.
Dach Var. 3
Walmdach mit regelmäßiger Dachneigung. Die Unterkonstruktion wird, analog zu Variante 1, aus Rohren geschweißt. Die Staubdecke ist analog zu Variante 1 zu gestalten. Die Verschattung ist analog zu Variante 1 zu realisieren.
PV-Anlage
Auf dem Dach werden PV-Module montiert, um den benötigten Strom für das Zentrum zu generieren. Die Batterien werden im Batterieraum untergebracht. Dieser wird zur Kühlung der Batterien und der damit verbundenen Erhöhung der Lebensdauer mittels Klimaanlage gekühlt. Die Anzahl der Module wird mittels der zur Verfügung stehenden Berechnung von 2018 i.V.m. der Leistungsfähigkeit der Module ermittelt werden.
Fenster
Hahnlamellen-Fenster mit Stahlumfassungszarge. Die Stahlumfassungszarge wird ohne Überstand Außenkante bündig mit dem Putz verbaut. Ausgleich der Maßtoleranz und kraftschlüssige Verbindung mit der Wand erfolgt durch Mörtel. Die Farbe der Zarge ist noch zu bemustern. Der Einbruchschutz ist an den Fenstern, die an die Straßen grenzen notwendig, an den Fenstern im Innenhof wird sie von Herrn Roth empfohlen. Ausbildung des Einbruchschutzes durch horizontale Stahlstäbe, die im gleichen Abstand wie die Verglasung am Fensterrahmen verschweißt sind.
Die Hahnlamellen-Fenster werden in Standardgrößen geliefert (Rohbaumaß 44,5cm, 54,5cm, 64,5cm, etc..). Eine Anpassung der Breite wäre durch ein Zuschneiden der Gläser vor Ort möglich.
Die Fenster in den Appartementgebäuden werden mit einem innenliegenden Sichtschutz ausgestattet. Dieser kann als einfache Konstruktion als Rollo mit lokalen Stoffen hergestellt werden.
Türen
Die Türen werden als Stahltüren mit Stahlumfassungszarge ausgebildet. Der Einbau erfolgt analog zu den Fenstern. Bemusterung der Farbe noch ausstehend.
Umfassungswände
ca. 2m hohe Wände aus Lateritziegeln. Die Wände werden beidseitig verputz ausgeführt. Sockelausbildung analog zu Außenwänden. Oberer Wandabschluss wird aus Quarzitsteinplatten ausgebildet. Die Umfassungswände werden mit Pflanztrögen versehen um einen Bewuchs (Pflanzenart?) zu ermöglichen.
Eingangstor
Das Eingangstor wird eine Stahlkonstruktion, die an den Seiten in der Umfassungsmauer verankert wird. Die Detaillierung des Tores erfolgt.
Außenanlagen
Bepflanzte Innenhöfe schaffen gemeinsam mit den großen Vordächern ein behagliches Mikroklima. Die Baumart(en) sind noch zu definieren. Prüfung vor Ort (im Zuge der Einmessung der Gebäude) über mögliche Anpflanzmöglichkeiten für die Bäume. Hintergrund: der Oberboden wurde abgetragen und das Grundstück besteht aus hartem Laterit. Anpflanzung entweder in natürlicher/ künstlicher Senke oder in künstlichem „Pflanztrog“ möglich.
Parkierung
Tagesbesuch parkiert parallel zur Straße vor dem Areal. Übernachtungsgäste mit Fahrzeug benötigen Parkmöglichkeiten innerhalb des Areals (Diebstahlschutz). Die Übernacht-Parkplätze im Inneren des Areal werden direkt hinter dem Areal angeordnet. Es werden zwei Innenparkplätze benötigt.
Das Benin-Projekt, Juni 2021
Prof. Felix Schürmann
Die Studierenden:
2021:
Katy Guth
Rowina Perner
Niclas Peter
Karlie Wasser
2018:
Franka Höger
Luca Linder
Carolin Mössle
Maike Neubauer
Amelie Virag